Roswitha Iasevoli unterhält auf der Bühne an Kahl Dorfplatz ein letztes Mal mit »Die Nacht der schönen Frauen«

Rund um den Schönheitswahn

Das literarische Potpourri rund um den Schönheitswahn hat die quirlige Autorin gemeinsam mit sieben anderen Frauen verfasst. Die Geschichten rund um Oberschenkeldellen, Schlankheitskuren, Laserpeeling und Brustvergrößerungen haben auch 13 Jahre nach ihrer ersten Auflage nichts an Aktualität und Pep verloren. Den Geschmack der rund 50 Besucher (fünf davon waren sogar Männer) traf die in Schlesien geborene und in Niederbayern aufgewachsene, leidenschaftliche Hobbygärtnerin allemal.
Viele der Gäste hatten es sich mit einem Prosecco bequem gemacht, um der Veranstaltung des seit zwölf Jahren aktiven Fördervereins der Gemeindebibliothek mit noch mehr Genuss zu folgen. Vorsitzende Claudia Kriegelstein erzählte zur Begrüßung davon, dass zu den bisherigen Lesungen zu 90 Prozent Frauen kamen. Warum sollte man also dann nicht gleich eine Veranstaltung anbieten, die zu 100 Prozent auf das weibliche Geschlecht zugeschnitten war?
»Frauen sind auch diejenigen, die die meisten Bücher kaufen«, ergänzte Roswitha Iasevoli und stieg mit Volldampf in ihr Thema ein. »Finden Sie sich schön?«, fragte sie ins Publikum und prompt kam die selbstbewusste Antwort »Ja!« – von einem Herrn in der ersten Reihe.
»So ist das auch im wirklichen Leben«, informierte die Autorin über eine Umfrage, die sie mit ihren Kolleginnen gestartet hat. Keine Frau hat »Ja« gesagt, während die Männer fast alle von sich überzeugt waren – »und die waren teilweise wirklich nicht schön!«, beteuerte die Wahl-Dortmunderin. »Da werden wir etwas tun müssen, meine Damen«, diagnostizierte der Gast.
»Halten Sie schlimmere Worte aus?«, fragte Iasevoli vor der ersten Geschichte und das Publikum wollte wirklich alles hören, bis hin zum »abgewi… Schleimbeutel«. »Ich glaube, dieses bayerische Publikum passt gut zu mir«, freute sich die sichtlich in ihrem Element befindliche Schriftstellerin.
In der ersten Story erzählte sie von ihrer Schwärmerei als junges Mädchen für Rita Hayworth, die in ihrer Rolle als Scarlett O’Hara einfach umwerfend aussah. Ein kleiner Exkurs zu den Vorteilen von Stöckelschuhen (»sie sind hieb- und stichfest bei lästigen, nächtlichen Verfolgern auf dem Marktplatz«) wurde später variiert durch den Tipp, ein Hufeisen in der Handtasche mitzuführen, um die Schlagkräftigkeit zu erhöhen (»keine Sorge, ein Nasenbeinbruch wird heute ambulant behandelt«).

Der Kühlschrank, der mich versteht

Schallendes Gelächter erntete Roswitha Iasevoli wiederholt über ihre aus dem Leben gegriffenen Formulierungen (»ich gehe zum Kühlschrank, der mich versteht«) und handfeste Überlebenstipps für nicht mehr ganz junge Frauen (»Stehen Sie zu Ihrer inneren Oma«). Die nächste Lachsalve peitschte durch den Raum, als es in der Geschichte »Die Schönheitsfängerinnen von Sameln« hieß: »Mein Bauchnabel ist noch das Schönste an mir. Wenn nur der Bauch nicht dran wäre!«
Der zweistündige Abend mit Roswitha Iasevoli war nicht nur ein voller Erfolg für den Förderverein, sondern brachte gute Unterhaltung, eine Menge Gelächter und vielleicht die nachhaltige Erkenntnis mit sich, wie frau den Alltag am besten meistert: nämlich mit einer guten Portion Selbstironie und viel Gelassenheit. Die Schönheit kommt dann vielleicht ganz von allein …
Doris Huhn, Main-Echo